Auf der Bühne stellt Christa Ludwigs Leonore alle anderen in den Schatten. In dieser Rolle gelingt ihr etwas Seltenes: eine perfekte Einheit von Bühnenfigur und Sängerin. Ihre männliche Verkleidung wird glaubwürdig; Dieser Fidelio ist ein schlanker, schlaksiger junger Mann, in den man sich gut vorstellen kann, wie sich die alberne Marzelline verliebt.

Inszeniert von Sellner, dirigiert von Maazel mit Kostümen von Sanjust und dargeboten von den sechs Solisten mit vollendeter stimmlicher Eleganz, bietet Cimarosas „Secret Marriage“ ungetrübten Genuss und löst mit seiner Kombination aus Zartheit und Opulenz sowie seinem raffinierten Humor eine Art Ekstase aus. Es bringt Cimarosas musikalische Meisterschaft zum Vorschein – aber auch die visuelle Wirkung der Oper. Die Bühne ist nicht länger ein Ort geistiger Unfruchtbarkeit, sondern wieder ein Spielplatz, ein funkelndes Schaufenster voller Witz und Intellekt.